Staatsminister Peter Beuth, zuständig für Inneres und Sport, nahm die Ehrung vor und hielt die Laudatio. Dabei unterstrich er die Wichtigkeit von ehrenamtlichem Engagement für den Zusammenhalt der Gesellschaft sowie die integrative Bedeutung von Vereinen. Weder Herkunft noch finanzieller Hintergrund zählen, sondern die gemeinsame Freude und Begeisterung für den Sport. Damit die Rahmenbedingungen stimmen, braucht es Bürgerinnen und Bürger in ehrenamtlicher Funktion, die Strukturen auf- und ausbauen, ein vielfältiges Angebot bereitstellen, Nachwuchs fördern und über gemeinsame Aktionen den Vereinszusammenhalt hoch halten. Im ganzen Land wären ohne die Vereine und das Ehrenamt, nicht nur im Sport, sondern auch bei Feuerwehren, sozialen Einrichtungen etc. parlamentarisch demokratische Gesellschaftsstrukturen in Frieden und Freiheit nicht denkbar. Diesen stillen Helden, zu denen Paul Gast seit mehr als vier Jahrzehnten zählt, kann man nicht genügend Dank aussprechen. Sie sind Vorbilder und Leuchtfeuer für die Gesellschaft, an denen sich ein jeder orientieren kann und sollte.
Frank Lortz, Vizepräsident des Hessischen Landtags, fand persönliche Dankesworte für vier Jahrzehnte gemeinschaftliches Wirken in gegenseitigem Respekt und Freundschaft. Viele Projekte wurden gemeinsam mit Hilfe der Politik auf kommunaler und Landesebene verwirklicht. Ein Verdienst, an dem Paul Gast nicht unerheblichen Anteil hat. Seine unermüdliche und beharrliche Art, sich immer wieder ins Gespräch zu bringen, Vorhaben ins Gedächtnis zurückzurufen und sie voranzutreiben, ist legendär. Er verstand es immer wieder, Aktivisten um sich zu scharen, sie für die Leichtathletik zu begeistern und zu motivieren. Er gab die Richtung vor, ging mit der Fahne voran. Und gab es auch mal unterschiedliche Strömungen hat sich Paul Gast im Sinne eines fairen Sportsmannes zurückgehalten, geduldig alle Parteien und deren Positionen angehört und neue Ansätze gefunden, um sie alle an einen Tisch zurückzuholen, zu einen und Projekte gemeinschaftlich zu verwirklichen.
Seit Übernahme des Vorsitzes der LG Seligenstadt hat er die Gemeinschaft der leichtathletiktreibenden Vereine zur Talentschmiede umgeformt. Die „Seligenstädter Werferschule“ war im ganzen Land bekannt und flößte Respekt ein. Es folgten Erfolge im Sprungbereich. Die leider viel zu früh verstorbene Bundesnachwuchstrainerin Sophia Sagonas war in Deutschland als Kontrahentin von Heike Henkel die Kronprinzessin im Hochsprung. Das Sprint- und Hürdenteam feierte zahlreiche nationale Erfolge im Kurzhürden- und Lang-Sprint sowie bei Staffel-Wettbewerben. Mit der Verpflichtung der Stabhochsprung-Hallenweltmeisterin Nastasija Steinbeck als Nachwuchstrainerin hat er maßgeblichen Anteil an der sportlichen Entwicklung von Sarah Vogel, die in 2021 ihren bisher größten Erfolg als U20 Europameisterin im Stabhochsprung feiern konnte. Für viele Talente bot die LG Seligenstadt unter Führung von Paul Gast ein Sprungbrett zur nationalen Spitze und darüber hinaus. Dazu trug auch die Ausrichtung von mittlerweile 20 Schulolympiaden bei. Mit der Auszeichnung des Hessischen Leichtathletikverbandes als bester Nachwuchsverein in 2014 und noch einmal in 2019 wurde diese kontinuierliche Arbeit gewürdigt.
Lange Jahre kämpfte er gemeinsam mit den politischen Gremien der Stadt und im Land für den Ausbau der sportlichen Infrastruktur. 2008 konnten wir die langersehnte Kunststoffbahn im Seligenstädter Stadion einweihen und im Frühjahr dieses Jahres das neue Funktionsgebäude mit Kraftraum. Seligenstadt verfügt über ausgezeichnete Rahmenbedingungen für den Breiten- und Hochleistungssport. Rückblickend prägte Paul Gast wie kein zweiter die Leichtathletikszene in der Stadt und in der Region. Dem Erfolg verpflichtet, lenkte er auch achtundzwanzig Jahre als Vorsitzender die Geschicke im Leichtathletikkreis Offenbach-Hanau. Auch im Hessischen Leichtathletikverband war er zehn Jahre als Sprecher der Kreise im Vorstand tätig.
Ohne seine geliebte Helga als Stütze im Hintergrund, deren „größte sportliche Leistung es war, ihren Ehemann für die Leichtathletik zur Verfügung zu stellen“, wäre es ihm all die Jahrzehnte nicht möglich gewesen, sich so intensiv für die Leichtathletik zu engagieren. Aber woher kommt dieser innere Antrieb? Zunächst war Paul schon als Athlet sehr erfolgreich. Gemeinsam mit seinem Bruder Peter galten sie als die schnellsten Zwillinge in Deutschland. Sie erreichten mehrere Landestitel und wurden mit der 4x100 m Staffel Deutscher Vizejugendmeister. Ihm war es nie wichtig, wer von beiden vorne lag. Gemeinsam mit seinem Bruder betrieb er Leistungssport mit Freude und Enthusiasmus. Das was ihm der Sport ermöglichte; wie er ihn auf das spätere Berufsleben vorbereitete; diese Werte wollte er dem Nachwuchs zurückgeben. Zu sehen, wie daraus Talente heranwuchsen und Erfolge einheimsten, war für ihn zusätzlicher Ansporn, immer weiter zu machen. Dies sei jedoch nicht ohne die notwendige Unterstützung im Hintergrund möglich gewesen. Er wusste immer eine Mannschaft von Aktivisten hinter sich, die seine Pläne in die Tat umsetzten.
Als sein Nachfolger an der Spitze der LG Seligenstadt blicke ich mit Demut und Respekt auf die Lebensleistung von Paul Gast. Ich habe in meiner Laufbahn als Athlet, Trainer und Funktionär die Leichtathletik in Seligenstadt immer mit Paul Gast verbunden. Seine Fußabdrücke sind riesig. Sie auszufüllen flößt mir ein wenig Furcht ein und ich hoffe, sein Lebenswerk in seinem Sinne fortführen zu können. Ich freue mich, ihn als Berater an meiner Seite zu haben. Und auch aus der zweiten Reihe bleibt er seinem Credo und seinem Verein treu. Von Seiten der gesamten LG sei ihm herzlich für seine Engagement und seine Verdienste gedankt. Die Auszeichnung des Landes hat er sich redlich verdient.
Frank Janning
LG Seligenstadt – Vorsitzender